Wann und wodurch hast du gemerkt, dass du gern Bücher schreiben möchtest? Ist es deine Berufung/ Erfüllung?

 

Früher herrschte oft Unordnung in meinem Kopf. Träumereien und Ideen gingen durcheinander. Irgendwann merkte ich, dass ich meine Gedanken bündeln kann, wenn ich sie auf eine fiktionale Geschichte lenke und diese weiter ausbaue. Damit wurde der Wunsch, einen Roman zu verfassen, ganz konkret. Das Schreiben hilft mir, mich zu sammeln. Es beschert mir Glücksmomente. Und es bietet mir ein Betätigungsfeld, das meinen Interessen und meiner Persönlichkeit entspricht. Solange es geht, möchte ich weiter spannende Geschichten erfinden. 

 

 


Woher kommen deine Ideen für die Handlungen, Verbrechen? 

 

 Das variiert. Bei der „Dunklen Havel“ faszinierte mich die Idee, das Verbrechen mit dieser idyllischen, fast märchenhaften Flusslandschaft zu kontrastieren. Durch die starken Gegensätze wollte ich einen Sog erzeugen. Bei der „Kalten Havel“ und der „Stillen Havel“ verarbeitete ich mit den „Lost Places“ und dem Filmunternehmen Ufa zwei Themen, mit denen ich mich seit Jahren beschäftigte. Und bei der „Tiefen Havel“ hatte ich zuerst den Showdown im Kopf, der gewaltig sein sollte und auf den ich die gesamte Handlung ausrichtete. 

 

 

Einige Handlungsschauplätze der Havelkrimis


Liest du selbst gern und wenn ja, welche Bücher. Nenne drei Bücher, von denen du denkst, dass sie jeder einmal gelesen haben sollte.

 

Ich lese sehr viel und bin offen für verschiedene Genres. Im Folgenden nenne ich ein paar Titel, die mir wichtig waren bzw. gefallen haben:

 

„The secret“ von Rhonda Byrne. Durch dieses Buch habe ich begriffen, dass sich die Gedanken unmittelbar auf die Gefühle auswirken. Für Menschen, die zum Grübeln neigen, bietet dieser Ratgeber praktische Lösungen, um eingefahrene Denkmuster zu durchbrechen und Stimmungen zu lenken. Für mich war die Lektüre eine große Bereicherung!

 

„Vaterland“ von Robert Harris war einer der ersten Krimis, die ich Anfang der neunziger Jahre gelesen habe. Der Roman besticht durch eine spannende Handlung, eine tolle Recherche und eine beeindruckende Fiktion. Noch heute zählt der Autor zu meinen Favoriten in der Unterhaltungsliteratur, und ich lasse mir keine Neuerscheinung entgehen. Mit Titeln wie „Intrige“, „Imperium“, „Ghost“ u. a. sind ihm weitere fesselnde Schmöker gelungen.

 

Krimis aus der Region lese ich ebenfalls sehr gerne. Die Bernie-Gunther-Reihe von Philip Kerr ist in einen tollen Stil geschrieben. Sehr unterhaltsam sind auch „Schatten über Sanssouci“ von meinem Verlagskollegen Oliver Buslau und die Fontane-Reihe von Frank Goyke.

 

 

Zwischendurch greife ich gerne zu Büchern, die aus anderen Genres stammen. In der jüngeren Vergangenheit zählten zu meinen Highlights: „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ von Eugen Ruge. „Der kretische Gast“ von Klaus Modick. „Abschiedsfarben“ von Bernhard Schlink. Und „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens.

 

 


Wer darf deine Bücher vorab lesen? Besprichst du dich mit jemandem über deine Figuren, Handlungen?

 

Meine Frau liest die Bücher zuerst. Von ihr bekomme ich ein klares und emotionales Feedback, das für mich sehr wichtig ist. In der Regel weiß ich hinterher, ob eine Erzählstrategie aufgegangen ist oder ob ich etwas ändern muss. Die Figuren und die Handlung bespreche ich vorher nicht. Ich lasse sie lieber in Ruhe reifen. Dann sind sie schon gut durchdacht, wenn sie zum ersten Mal kritisch beäugt werden.

 

 


Hast du als Kind gelesen? Wenn ja wie viel und vor allem was?

 

Als Kind galt mein Interesse nicht nur Büchern, sondern allen Schrift– und Tonträgern. Schon im Vorschulalter hatte ich eine ganze Reihe von Schallplatten, die ich ständig abspielte. Ich weiß das so genau, weil wir erst kürzlich einen Brief meines älteren Bruders gefunden haben, indem er sich in rührender Weise vom Nikolaus wünscht, dass sein jüngerer Bruder (also ich) nach dem Zubettgehen nicht immer Märchen hören möge. Er könne dann immer so schlecht einschlafen und er müsse doch so früh raus, um in die Schule zu gehen. Dieser Interessenkonflikt löste sich jedoch auf, als ich nicht nur ein eigenes Zimmer, sondern auch einen eigenen Kassettenrekorder bekam. Endlich konnte ich so vielen Hörspielen nach Karl May, Astrid Lindgren u. a. lauschen, wie ich wollte. Besonders „Winnetou I, II und III“ haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen, aber auch die galaktischen Abenteuer von „Captain Future“. Hinzu gesellten sich bald Comics, die meine zweite große Leidenschaft wurden. Jeden Samstag bekamen mein Bruder und ich ein Heftchen von meinen Eltern geschenkt. Die Titel lauteten „Bessy“, „Silberpfeil“, „Spuk“, „Gespenster“, „Yps“, „Mickey Mouse“, „Dagobert Duck“, „Mad“, „Tim und Struppi“, „Asterix und Obelix“ und „Clever und Smart“. Ich weiß noch, dass ich an den Comics besonders schätzte, dass sie nicht soviel Zeit beanspruchten. Mit meinem Bewegungsdrang konnte ich nicht lange stillsitzen. Erst wenn ich draußen mit den anderen Kindern Fußball gespielt hatte, konnte ich mich auch auf ein längeres Buch konzentrieren. Dann griff ich mit Vorliebe zu „Die drei Fragezeichen“ von Alfred Hitchcock und zu Karl May. Bei den Romanen um den Privatdetektiv Justus Jonas schätzte ich die Spannung und die Rätsel, bei Karl May die Beschreibungen von fernen Ländern und den Edelmut der Helden. Zusammenfassend kann ich wohl sagen, dass ich vor allem Interesse an lebendig erzählten Geschichten hatte. Ob sie mir in Form eines Comics, eines Buches oder eines Hörspiels begegneten, war für mich nebensächlich, solange sie fesselnd waren.

Wie sahen in der Schule deine Deutschnoten aus?

 

Meine Schulnoten in Deutsch waren passabel, aber nicht herausragend. Ich erinnere mich, dass ich bei Büchern, die mir sehr gut gefallen haben wie z. B. "Sansibar oder der letzte Grund" von Alfred Andersch, "Das siebte Kreuz" von Anna Seghers und "Homo Faber" von Max Frisch ansprechende Aufsätze abliefern konnte. Für sprachwissenschaftliche Themen konnte ich mich nicht so begeistern. Dementsprechend fielen dann auch die Klausuren aus.

Wenn man bedenkt, dass ein herausragender Autor wie Thomas Mann zweimal sitzengeblieben ist, relativiert sich die Aussagefähigkeit von Schulnoten jedoch. Natürlich braucht man als Autor ein Gefühl für Sprache, aber andere Eigenschaften wie Erfindungsreichtum, Begeisterungsfähigkeit und Durchhaltevermögen sind bestimmt genauso wichtig, um ein Buch zu veröffentlichen. In diesem Sinne meine ich auch, dass sich niemand von seiner Note in Deutsch abhalten lassen sollte, wenn die Fantasie übersprudelt und er seine Gedanken auf dem Papier festhalten will.

 

 


Wann hast du mit dem Schreiben angefangen?

 

An meinen ersten Versuch kann ich mich lebhaft erinnern. Ich muss sechs oder sieben Jahre alt gewesen sein und hatte in der Schule gerade die ersten Buchstaben aneinander gereiht. Zum Einschlafen spielte ich in jener Zeit immer Hörspiele auf meinem Kassettenrecorder ab und ein neues Märchen wühlte mich derart auf, dass ich mich mit Buntstiften an meinem Schreibtisch setzte und etwas Ähnliches schaffen wollte. Die Handlung gestaltete sich in etwa so: Ein Prinz rettete eine Prinzessin, die in großer Gefahr schwebte. So sehr ich mir den Kopf auch zerbrach, fielen mir nicht die passenden Worte ein. Schließlich verschob ich das Vorhaben auf einen späteren Zeitpunkt und legte mich wieder ins Bett.

Bei einem weiteren Versuch muss ich siebzehn oder achtzehn Jahre alt gewesen sein. Ich schrieb an einem Detektivroman. Die Handlung war eigentlich nebensächlich. Im Mittelpunkt stand ein Held, der Liebeskummer hatte, einen Glimmstängel nach dem anderen paffte und cool sein wollte, indem er sich so wortkarg gab wie Bruce Willis in "Die Hard". Nach ungefähr hundert Seiten zerriss ich das unfertige Manuskript. Vermutlich fürchtete ich, dass ein Leser erkennen könnte, dass der Held mehr Ähnlichkeit mit mir hatte, als mir lieb sein konnte. ;-)


Wie wird man Schriftsteller?

Sicherlich gibt es sehr unterschiedliche Wege, wie man Schriftsteller wird. Manch einer nutzt seine Popularität, um ein Buch zu veröffentlichen. Ein anderer forscht auf einem interessanten Gebiet und kann sein Fachwissen einbringen. Bei mir war es so, dass ich mir schon als Kind gerne Geschichten ausgedacht habe und mich irgendwann entschloss, sie Lesern zugänglich zu machen. Bis zur Veröffentlichung in einem Publikumsverlag vergingen jedoch viele Jahre, die auch von Rückschlägen geprägt waren. Beinahe jeder Autor kann wohl von solchen Erfahrungen berichten. Die Gründe für eine Absage können vielfältig sein: das Manuskript passt nicht in den Trend auf dem Buchmarkt, der Autor passt nicht in das Anforderungsprofil des Verlages, der Lektor hat mit einem Buch aus dem Genre schlechte Erfahrungen gemacht oder, was natürlich auch sein kann, das Manuskript hat noch keine Angebotsreife. Aus Enttäuschung haben schon viele Talente die Schreiberei aufgegeben. Deshalb sind Charaktereigenschaften wie Geduld, Beharrlichkeit, Anpassungsfähigkeit und die Bereitschaft, sich ständig zu verbessern, eine weitere wichtige Voraussetzung, um ein  Buch zu veröffentlichen und Schriftsteller zu bleiben.

 

 


Wie schreibst du deine Bücher? Mit einem Textverarbeitung- oder einem Autorenprogramm? Wenn ja, welches?

 

Am Anfang eines Romanprojekts halte ich die Namen für die Protagonisten, ihre Charakterisierungen, schöne Formulierungen, Beschreibungen des Settings und Handlungstränge mit einem Bleistift in einer Kladde fest. Die meisten Aufzeichnungen kann ich später nicht mehr verwerten, weil ich entweder zu euphorisch war, weil mir später etwas Besseres eingefallen ist oder - das passiert auch - weil ich meine Schrift nicht mehr lesen kann. Trotzdem sind diese Notizen sehr wichtig. Durch sie kann ich zum Wesentlichen vordringen und allmählich ein Gefühl für die Story entwickeln. Diese Phase kann Tage oder Wochen dauern. Danach begebe ich mich meist sofort an den PC und arbeite mit Microsoft Word weiter.

 

 


Gibt es spezielle Situationen, die dich zum Schreiben anregen? (Umgebung, Menschen, Musik...)

 

Die besten Ideen habe ich, wenn ich durch die Natur spaziere. Zuerst verarbeite ich alltägliche Dinge, aber mit zunehmender Dauer denke ich immer intensiver über mein aktuelles oder zukünftiges Buchprojekt nach. Dabei entstehen besondere Formulierungen, neue Charaktere, Dialoge oder ganze Kapitel. Manchmal finde ich die Einfälle so originell, dass ich sie sofort nach meiner Rückkehr niederschreibe, weil ich fürchte, dass ich sie zu einem späteren Zeitpunkt vergessen haben könnte.

 

 


Wieviel schreibst du pro Tag. Gibt es da eine eigens gesetzte mindeste Zeit oder Anzahl Seiten?? Oder machst du das ganz spontan?

 

Wenn man sich die Arbeitszeit frei einteilen kann, ist es sinnvoll, sich ein festes Pensum vorzunehmen. So hat man ein Mittel zur Selbstkontrolle und verschafft sich ein Erfolgserlebnis, das motivierend sein kann. Bei mir laufen Recherche und Textarbeit oft nebeneinander her. An manchen Tagen lese ich sehr viel, an anderen Tagen entwerfe ich das Setting oder eine Figur und an wieder anderen Tagen schreibe ich ein neues Kapitel. Bei dieser Arbeitsweise ist es wenig sinnvoll, sich eine feste Seitenzahl vorzunehmen. Daher habe ich mir angewöhnt, mir bestimmte Tagesziele zu setzen, die beispielweise so lauten können: Heute lese ich ein Buch zu Recherchezwecken. Oder: Heute überarbeite ich die Dialoge. Oder: Heute vollende ich das zehnte Kapitel. Manchmal nehme ich eine Stoppuhr zur Hand, um die Arbeitszeit zu messen. Meine kleinen Erfolge notiere ich in einem Kalender. Manchmal hole ich ihn hervor, um mir vor Augen zu führen, dass ich fleißig gewesen bin und dass ich vorankomme.